Angrenzend an den heutigen Fleischgroßmarkt Hamburg befindet sich der historische Contumazstall. Ursprünglich diente der rund 90 m lange Stall von 1890 als Quarantänestation für Rinder, wurde die letzten Jahrzehnte aber lediglich als Lager- und Abstellfläche genutzt. Er gehört zu den wenigen erhaltenen Gebäuden des ursprünglichen Fleischgrossmarktes. In dieser Zeit erlebte das Bauwerk einen dramatischen Zerfall der Substanz. Zudem wurde durch nicht vorhandenen Respekt des Bauwerks gegenüber, mit brachialer Ignoranz am historischen Stall rumgebastelt. Fensteröffnungen wurden zugemauert, Dachrinnen abgerissen, neue Öffnungen eingeschnitten etc. Der Zustand war so schlecht, dass die Freie und Hansestadt Hamburg das Gebäude zum Abriss freigegeben hat. Durch das Engagement der Architekten, das Gebäude zu retten, konnte letztendlich ein Bauherr gefunden werden, der sich für den Erhalt des Contumazstalls begeistern lassen konnte. Heute präsentiert sich das historische Bauwerk als modernes, offenes und einmaliges Bürogebäude mitten im lebendigen Stadtteil Schanze. Im Zuge der Revitalisierung und Umnutzung der einzelnen Ställe zu Büroflächen wird der Charakter des denkmalgeschützten Gebäudes wieder herausgearbeitet. Durch liebevolle Details und für den Betrachter nicht erkennbare Veränderungen wird der Stall zu einem in sich stimmigen Bauwerk transformiert. Zu der umfangreichen Sanierung gehörten der Erhalt und die Rekonstruktion der historischen Ziegel Fassade. So wurden u.a. 14.000 Mauersteine in der Fassadenfläche ausgetauscht, die teilweise zerstörten Zwerggiebel erneuert, sowie der Westgiebel nach historischem Vorbild neu aufgebaut. Das stark beschädigte Dach mit seinem historischen Dachstuhl wurde ebenfalls aufwendig rekonstruiert, ergänzt und raffiniert umgebaut, sowie mit großen Oberlichtern ergänzt. Um der neuen Nutzung gerecht zu werden und das übertiefe Erdgeschoss zu belichten und zu belüften, wurden große Lichthöfe in die neu eingebrachte Brettstapeldecke eingeschnitten. Die großen Oberlichtfelder belichten somit die Mittelzone des Erdgeschosses. Die Materialwahl des Fußbodens unterstreicht den industriellen Loft-Charakter. Es wurde ein Industrie-Estrich eingebracht, der im Bereich der historischen Mauerschotten jeweils durch handgemachte Kaolin-Fliesen strukturiert wird. Zudem bildet sich somit die historische Struktur vollständig im Ausbau ab. Die Bürozellen sind durch – vom Architekten entworfene – Glas-Elemente zur Mittelzone abgegrenzt. Hierbei war es besonders wichtig, dass die Verarbeitung in Anlehnung an historische Stahlkonstruktionen ausgeführt wurde. Das im Zuge des Umbaus gefundene historische Großpflaster der alten Außenanlage konnte ausgebaut werden und wurde auf der Südseite nach Fertigstellung wieder neu verlegt und unterstreicht somit die harmonische Gesamtanmutung.
GGA in einer ARGE mit Schnittger Architekten + Partner